VORWORT ZUM WERK


“NATÜRLICHE UND PFLANZLICHE BAUSTOFFE”

2009. XI, 225 S. Mit 234 Abb. in Farbe u. 59 Tab. in Farbe Geb.
ISBN: 978-3-8351-0153-1

 Buchcover

Vorwort

Dieses Werk gibt Ihnen umfassende Informationen über die pflanzlichen Rohstoffe, die zur Produktion von Dämmstoffen im Deutschen Bauwesen eingesetzt werden. Beginnend vom Anbau und den Ernteumständen bis zur Produktion eines Dämmproduktes und dessen Verarbeitung haben wir für Sie alle wichtigen Fakten zusammengefasst.

Gerade im Bereich der Dämmstoffe haben viele pflanzliche Rohstoffe hinsichtlich Ökologie und Ökonomie erhebliche Vorteile gegenüber den Produkten aus fossilen Rohstoffen. Dieses Werk soll helfen, den zukünftigen Architekten, Ingenieuren, Technikern und Meistern einen sensibilisierenden Überblick über pflanzliche Rohstoffe zu geben, die mit einer energiearmen Weiterverarbeitung technisch perfekt im Bauwesen einsetzbar sind und somit die Alternative zu umweltbelastenden und oftmals nur schwer wiederverwertbaren künstlichen Produkten darstellen. Ob als didaktische Lern- und Nachschlaghilfe oder kognitives Unterrichtswerkzeug, „Pflanzliche Rohstoffe im Bauwesen“ kann gerade aufgrund der volldeklarierten Entstehungs- und Verarbeitungsdokumentationen in den unterschiedlichsten Unterrichtseinheiten Einsatz finden und das Lernen durch zahlreiche Abbildungen, Zeichnungen und Vergleichswerte auf einem breiten Spektrum unterstützen. 

Allein der Fakt, dass in unserer modernen Gesellschaft jährlich etwa soviel Erdöl verbraucht wird, wie in drei Millionen Jahren entstanden ist, sollte auch mit Hinblick auf die wohl bald erschöpften Ressourcen ein Anreiz sein, sich tiefgründiger mit dem Nutzen von pflanzlichen Rohstoffen auseinander zu setzen. Die ökologischen Risiken der maßlosen und beinahe schon als rücksichtslos zu bezeichnenden Nutzung von fossilen Rohstoffen und insbesondere deren Auswirkungen, sind gegenwärtig noch nicht endgültig abzusehen. Große zukünftige Probleme wie der Treibhauseffekt, aufgrund der CO2 Anreicherung in der Erdatmosphäre durch den Schadstoffausstoß bei den Umsetzungsprozessen fossiler Grundstoffe und die Zerstörung weiträumiger Landschaften, sind hierbei erst der Anfang einer Misere, die Umwelt und Lebewesen in großem Maße schaden. Die Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen im Bauwesen hilft nicht nur günstige und heimische Grundstoffe ins Rampenlicht zu stellen und somit auch der Wirtschaft neue Perspektiven anzubieten, sondern trägt in hohem Maße dazu bei, unsere Umwelt zu schonen. Während eine Pflanze Sauerstoff durch CO2 Entzug aus der Umgebung produziert, schafft der Gebrauch von fossilen Rohstoffprodukten im Wesentlichen nur eine CO2 Erhöhung. Viele pflanzliche Produkte sind in der Lage, Erdölprodukte völlig frei von Eigenschaftsverlusten zu ersetzen. Es verwundert nur, wie träge die Wirtschaft die Umstellung vollzieht, nicht nur, aber auch im Hinblick auf die möglichen Arbeitsplatzgewinne, die in Form eines direkten Beschäftigungseffektes allein in der Landwirtschaft mit ca. 60.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen geschätzt wird. Inwieweit sich weiteres Potential für das Bauwesen entwickelt, kann nur vage vermutet werden.

Die Renaissance der so genannten „nachwachsenden Rohstoffe“ hat schon in den letzten Jahren deutlich gezeigt, dass sich Planer, Verarbeiter und Bauherren immer mehr mit pflanzlichen Rohstoffen beschäftigen und dies oftmals aus gesundheitlichen Aspekten. Aktuelle Studien belegen, dass ca. 75 Prozent aller Krebserkrankungen direkt oder indirekt auf die Verwendung nicht ausreichend geprüfter chemischer Stoffe zurückzuführen sind. Die krankheitsbedingten Folgekosten sowie die Beseitigung der Schäden in der Umwelt wird auf 260 Milliarden Euro in den nächsten 20 Jahren geschätzt. Dämmprodukte aus pflanzlichen Rohstoffen sind in aller Regel nicht gesundheitsgefährdend und verlangen vom Verarbeiter nur in äußerst seltenen Fällen zusätzliche Schutzmaßnahmen, welche jedoch kaum über die Nutzung einer einfachen Staubmaske und Schutzhandschuhen hinausgehen.

Die in diesem Werk aufgeführten Einsatzbeispiele der unterschiedlichen Rohstoffe sind nicht als erschöpfende Rohstoffnutzung anzusehen sondern nur als ein paar wenige baustoffbezogene Paradigmen, bei welchen immer daran gedacht werden sollte, dass der jeweilige Einsatz des Pflanzenrohstoffes nur dann einen ökologisch positiven Sinn macht, wenn er regional verfügbar ist und nicht in umweltschädlichen Massenkultivierungen angebaut wird. Auch soll dieses Werk Anreiz für eine brachenübergreifende Nutzung der genannten Rohstoffe geben, denn was für den einen nicht verwertbarer Abfall ist, ist für den nächsten ein wichtiger Grundstoff. Bei der Rohstoffaufbereitung von Pflanzen ist, wie auch in der Natur, jeder gedachte Abfall wieder ein Rohstoff für ein weiteres Produkt. Das Zauberwort hierzu heißt Upcycling (Nullverschmutzung) und beinhaltet die restlose Nutzung sämtlicher Bestandteile eines natürlich vorkommenden Rohstoffes. Es heißt hier also nicht „von der Wiege bis zur Bahre“ sondern vielmehr „von der Wiege bis zur Wiege“.

Welden, im Frühjahr 2008

Gerhard Holzmann

 

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